MIDEM

In den 1980er Jahren verfolgten die Niederlande mit der ‚Minderheitenpolitik‘ eine gruppenbezogene Politik, die Zugewanderten Mitsprache und das Pflegen der eigenen Kultur ermöglichte. Dies prägte das Bild der Niederlande als multikulturelles Land. In den 1990er Jahren änderte sich die Politik: Der gruppenbezogene Charakter der Integrationspolitik ging verloren und der Fokus verschob sich auf das Individuum. Zugewanderte waren ab 1998 verpflichtet, an einem Integrationskurs mit dem Ziel gesellschaftlicher Teilhabe teilzunehmen. Um das Jahr 2000 wandelte sich die öffentliche und politische Diskussion um Migration und Integration in den Niederlanden grundlegend. Der Soziologe Paul Scheffer läutete mit seinem Essay „Das multikulturelle Drama“ einen Wendepunkt in der gesellschaftlichen und politischen Debatte ein. Migrations- und Integrationsprobleme wurden von da an öffentlich thematisiert und diskutiert. Auch im politischen System fanden Änderungen statt: So gelang es den rechtspopulistischen Parteien LPF, PVV und FvD, in Parlament und politischem Betrieb Fuß zu fassen. Seitdem sind Verschärfungen der Migrations- und Integrationspolitik für das Regierungshandeln charakteristisch, so zum Beispiel im Asylrecht und in der Regulierung der Arbeitszuwanderung im Niedriglohnsektor.