Aktuelle Herausforderungen als Chance sehen

Wie steht es derzeit um die Themen Migration und Integration im deutschen Bildungssystem? Welche Herausforderungen birgt die Fluchtmigration aus der Ukraine? Werden Migrationsgeschichten in den Lehrplänen ausreichend berücksichtigt und im Schulalltag verankert? 

Diesen Fragen widmete sich das Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) in einem Podiumsgespräch am 28. Juni 2022. Daran nahmen neben MIDEM-Direktor Prof. Hans Vorländer und Ender Yilmazel, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei MIDEM und Co-Autor der von MIDEM veröffentlichten ‚Lehrplanstudie Integration und Migration‘, auch Experten und Expertinnen aus der Praxis teil: 

  • Tobias Jäger, Leiter der 116. Oberschule Dresden und seit April 2022 Koordinator der Interimsschule für ukrainische Kinder in Dresden
  • Sanem Kleff, Pädagogin und seit 2000 Direktorin des bundesweiten Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und
  • Dr. Antje Thiersch, Referatsleiterin Politische Bildung, Migration, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Sächsischen Staatsministerium für Kultus.

Die übereinstimmende Meinung des Podiums zeigt: Das Verständnis von Deutschland als Einwanderungsgesellschaft muss nicht nur in den Lehrplänen, sondern in der Gesellschaft verankert sein. Die Diskussionsrunde sprach sich dafür aus, Lehrkräfte stärker für die Themen Migration und Integration zu sensibilisieren. Beispielsweise sollten Lehramtstudierende lernen, wie man Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache am besten fördert und in den Unterricht integriert. Die Bildungspolitik muss dafür die nötigen Strukturen und Rahmenbedingungen schaffen. Ein steter Erfahrungsaustausch zwischen den Bundesländern ist hierbei essentiell.

In Dresden dient die neu errichtete Interimsschule für ukrainische Schülerinnen und Schüler schon jetzt als wegweisendes Modell, um Kindern mit Flucht- oder Migrationsgeschichte den Einstieg ins Schulsystem zu erleichtern. Die gewonnen Erfahrungen zeigen: Damit Migration als Thema ernst genommen wird, muss an den Schulen Handlungsdruck (z. B. durch verpflichtende Maßnahmen) erzeugt werden.

Hierzu bedarf es jedweder Unterstützung und Gleichstellung der Geflüchteten von Seiten der Politik und Gesellschaft. Rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben eine Migrationsgeschichte. Sie haben ein Recht auf Chancengleichheit im Vergleich zu ihren Mitschülern ohne Migrationsbezug.

Eine Folgeveranstaltung ist voraussichtlich für das kommende Jahr geplant.