Das Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) zeigt in seiner Jahresstudie auf, wie europäische Gesellschaften mit der Aufnahme von Geflüchteten in Zeiten von Krieg und steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten umgehen. Im Mittelpunkt steht dabei die ukrainische Fluchtmigration.
Präsentiert werden auch Ergebnisse einer neuen repräsentativen MIDEM Befragung, die Einstellungen der Bevölkerung zum Krieg in der Ukraine und zur Aufnahme der Geflüchteten in 10 Europäischen Ländern erhoben hat und die in Zusammenarbeit mit dem Umfrageinstitut YouGov durchgeführt worden ist. Die Ergebnisse der Studie wurden den Medien bei einer Pressekonferenz am 5. Dezember vorgestellt.
An der Abendveranstaltung „Die ukrainische Fluchtmigration– Ein Paradigmenwechsel in der Flüchtlingspolitik?“ nahmen zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft teil. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Grußwort von Gregor Darmer, Leiter des ProjektZentrums Berlin der Stiftung Mercator und eine Grußbotschaft (per Video) der Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Reem Alabali-Radovan. Anschließend wurden die zentralen Ergebnisse der Jahresstudie von MIDEM-Direktor Professor Hans Vorländer vorgestellt.
An der nachfolgenden Podiumsdiskussion nahmen neben Hans Vorländer auch Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Nataliya Pryhornytska, Politikwissenschaftlerin und Mitbegründerin Allianz Ukrainischer Organisationen sowie Ulrich Weinbrenner, Leiter der Abteilung Migration, Flüchtlinge, Rückkehrpolitik im Bundesministerium des Innern und für Heimat, teil. Moderiert wurde die Diskussion von Ferdos Forudastan, Journalistin und Geschäftsführerin der Civis Medienstiftung.
Die Podiumsdiskussion fragte danach, ob die Aufnahme ukrainischer Geflüchteter einen Wendepunkt in der europäischen Flüchtlingspolitik darstellt. In der Diskussion ging es auch darum, wie Bund und Länder die Herausforderungen der Aufnahme von Geflüchteten bewältigen und wie sie mit dem Problem der Ungleichbehandlung unter Geflüchteten umgehen. Dabei wurde insbesondere das Engagement der Ehrenamtlichen hervorgehoben und mit praktischen Beispielen illustriert. Offen bleibt, ob die große Solidarität mit den Geflüchteten ungeachtet der steigenden Lebenshaltungskosten anhalten wird.
Der Abendveranstaltung schloß sich am 6.Dezember eine wissenschaftliche Fachtagung unter der Überschrift „Europa und der Krieg in der Ukraine“ an. In zahlreichen Beiträgen diskutierten Expertinnen und Experten den Krieg in der öffentlichen Wahrnehmung und die ukrainische Fluchtmigration in Europa – mit Fokus auf die Visegrád-Länder und Deutschland.
Im ersten Panel präsentierten Maik Herold (MIDEM) und Lenka Dražanová (Europäisches Hochschulinstitut) die Ergebnisse von zwei Befragungen, die in mehreren europäischen Ländern durchgeführt wurden. Die Befragungen drehten sich hauptsächlich um die Einstellung der europäischen Bürger und Bürgerinnen gegenüber Geflüchteten aus der Ukraine einerseits und aus anderen Krisenregionen andererseits. Anschließend präsentierte Gesine Höltmann (WZB) die Ergebnisse ihrer Forschung zu Ausmaß und Bedingungen solidarischen Verhaltens gegenüber Geflüchteten während der Corona-Pandemie.
Im zweiten Panel wurden der Umgang mit und die Probleme bei der Aufnahme von ukrainischen Geflüchteten näher beleuchtet. Hierbei stellte das MIDEM-Team die Ergebnisse der in Deutschland und den Visegrád-Ländern durchgeführten qualitativen Forschung vor. Schließlich stellte Tetyana Panchenko (ifo Institut) anhand von Daten aus einer qualitativ-quantitativen Befragung die Bedingungen der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland vor.