MIDEM

Polarisierung und Gesellschaft

Spaltung. Polarisierung. Demokratieverdrossenheit. Nicht nur in Deutschland beherrschen diese Begriffe immer häufiger die Schlagzeilen. Aber ist die Demokratie in Deutschland und Europa unter Stress oder in Gefahr? Das Mercator Forum für Migration und Demokratie (MIDEM) liefert Erklärungsansätze zu diesem die Gesellschaft bewegenden Thema. 

Polarisierung in Deutschland und Europa

Wenn Menschen einander in bedeutenden gesellschaftlichen und politischen Fragen mit starken emotionalen Gegensätzen begegnen, spricht man von affektiver Polarisierung. Zunehmend wird befürchtet, dass solche Polarisierungstendenzen sowohl die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden könnten. Doch in welchem Ausmaß ist dies in Deutschland und Europa der Fall? Welche Themen sind dabei besonders umstritten? Das Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) beleuchtet diese Konfliktthemen und Spaltungsphänomene in Europa. In der Studie: „Polarisierung in Deutschland und Europa“ untersucht MIDEM erstmals eingehend die emotionale Komponente dieser gesellschaftlichen Konflikte. Die Studie beruht auf einer Befragung von rund 20.000 Personen in zehn EU-Ländern und wurde in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt. Im Mittelpunkt der Studie steht das Konzept der Gruppenzugehörigkeit und -ablehnung, um themenspezifische affektive Polarisierung zu erfassen. Damit zeichnet die MIDEM-Studie ein Bild der aktuellen Spaltungslinien in der deutschen und europäischen Gesellschaft.

Triggerpunkte oder affektive Polarisierung?

Die gespaltene Gesellschaft: Mythos oder Realität?“ des Mercator Forums Migration und Demokratie (MIDEM), des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau und der Technischen Universität Dresden vor allem das Ausmaß der Polarisierung diskutiert

Hans Vorländer wies stellvertretend für die MIDEM-Polarisierungsstudie auf tiefe politische Gräben hin, insbesondere bei Themen wie Klimawandel und Migration. Für die Soziologen Steffen Mau und Linus Westheuser ist die Gesellschaft weit weniger gespalten als gemeinhin angenommen. Vielmehr seien es oft punktuelle Reizthemen, so genannte „Triggerpunkte“, die Menschen politisch an die Decke trieben. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass der Polarisierung nur im offenen Dialog innerhalb demokratischer Strukturen begegnet werden kann, mit dem Ziel, tragfähige Kompromisse in einer zunehmend vielfältigen und meinungsstarken Gesellschaft zu finden.

Polarisierung und Europa

Das Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) untersucht in seiner Studie: „Polarisierung in Deutschland und Europa“ die affektive Polarisierung in Europa. Diese umfasst eine Befragung von 20.000 Personen in zehn EU-Staaten und beleuchtet Themen wie Gruppenzugehörigkeit und -ablehnung. Zusätzlich präsentiert MIDEM Policy Papers zur Migrationspolitik in Tschechien und Polen, die zeigen, wie migrationspolitische Themen die Gesellschaften dieser Länder polarisieren. Die Studien bieten wichtige Einblicke in die aktuellen gesellschaftlichen Spannungen und die Dynamik der Migrationspolitik in verschiedenen europäischen Ländern.

Gesellschaftliche Spaltung in Polen und Tschechien

Das Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) präsentiert zwei aufschlussreiche Policy Papers, die sich mit der Dynamik der Migrationspolitik in Tschechien und Polen befassen. Im ersten MIDEM-Policy-Paper von Kristina Chmelar und Janine Joachim wird die Frage aufgeworfen, ob die anfänglich starke Solidarität Tschechiens mit ukrainischen Geflüchteten zu einem Einstellungswandel in einem traditionell zuwanderungskritischen Land geführt hat. Es beleuchtet, warum gerade in Tschechien, vor allem Personen die sich „links“ einordnen, einwanderungskritische Positionen vertreten, obwohl Zuwanderung weder als besonders wichtig noch spaltend empfunden wird.

Parallel dazu untersucht Marta Kozłowska in ihrem MIDEM-Policy-Paper die Rolle von Migrationsfragen im polnischen Parlamentswahlkampf am 15. Oktober 2023. Sie analysiert, wie migrationspolitische Themen, verstärkt durch Skandale wie die unrechtmäßige Vergabe von Visa, die polnische Gesellschaft polarisieren. Das Paper zeigt auf, wie Polen, das durch die ukrainische Fluchtmigration schnell zu einem Einwanderungsland wurde, mit den Herausforderungen und Spaltungen umgeht, die durch diese Entwicklungen entstehen.

Beide Studien stützen sich auf repräsentative Umfragedaten aus der kürzlich veröffentlichten MIDEM-Polarisierungsstudie und bieten tiefe Einblicke in die aktuellen migrationspolitischen Spannungen in diesen Ländern.

Migration in Tschechien - Einstellungen und Polarisierungspotential

Migration und gesellschaftliche Spaltung in Polen - Eine Analyse vor den Parlamentswahlen 2023

Affektive Polarisierung und Salienz in der Gesellschaft

Seit Herbst 2023 veranstaltet MIDEM im Rahmen einer Lecture Series eine Vortragsreihe rund um das Thema Polarisierung, affektive Polarisierung und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft unter dem Titel: Vortragsreihe: Zwischen Polarisierung und Konsens – Die Demokratie unter Stress? In dieser Vortragsreihe kommen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu Wort, um ihre neuesten Forschungsergebnisse über Polarisierung und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft vorzustellen. 

Von Politisierung zu affektiver Polarisierung? Die deutsche Klimadebatte und die Letzte Generation

Seit etwa zwei Jahren setzt sich die Gruppe Letzte Generation durch zivilen Ungehorsam für strengere Klimaschutzmaßnahmen ein. Aber trägt dies zu einer verstärkten Politisierung des Klimawandels bei? Gerade die Klimabewegung wird dafür kritisiert, die Gesellschaft zu polarisieren. Befürworter der Aktionen werfen die Spaltungstendenzen eher den Gegnern der Letzten Generation vor.

Der Klimawandel zählt laut MIDEM-Studie zu den emotional am meisten aufgeladenen Themen in Deutschland. Der Vortrag von Lena Röllicke beleuchtet die Grenze zwischen Politisierung und affektiver Polarisierung, insbesondere im Kontext von Identität und Emotionen, am Beispiel der Letzten Generation und der deutschen Debatte um die Klimapolitik.

Die Übergangenen - Strukturschwach & Erfahrungsstark. Eine Studie zur Bedeutung regionaler Perspektiven für die Große Transformation​

Die Befürchtungen hinsichtlich des Klimawandels sind auch für Bewohner von strukturschwachen Regionen relevant, jedoch rangieren andere Anliegen dort höher. Insbesondere soziale Schwierigkeiten und die Furcht vor unfairen Auswirkungen der Transformationsprozesse und der Klimapolitik stehen im Vordergrund. Zu diesem Schluss kommt die qualitative Untersuchung „Die Übergangenen: Strukturschwach & erfahrungsstark“ des Progressiven Zentrums, die in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt wurde.

 

Die Untersuchung beleuchtet die Perspektiven von Menschen in strukturschwachen deutschen Regionen auf ihre persönliche Zukunft, die Entwicklung ihrer Region und das Schicksal des Landes. Dabei kommen die spezifischen Herausforderungen und Probleme dieser Menschen zur Sprache. In mehr als 200 Gesprächen direkt an den Haustüren in vier strukturschwachen Gebieten (Duisburg, Regionalverband Saarbrücken, Bitterfeld-Wolfen und Vorpommern-Greifswald) wurden auch Themen wie die Rolle der Politik und das Vertrauen in politische Repräsentanten diskutiert.

Das Besondere an dieser Studie ist aber nicht allein ihre Grundlage auf qualitativen Interviews. Sie illustriert ebenfalls, wie Betroffene der Großen Transformation aktive Mitgestalter ihrer Zukunft werden können. Zudem liefert die Studie Einsichten, wie politische Entscheidungsträger auf die Bedürfnisse, Erfahrungen und Interessen der Bürger eingehen können.

Veranstaltungen zu affektiver Polarisierung und Spaltungstendenzen der Gesellschaft

Die Übergangenen

Von Politisierung zu affektiver Polarisierung?

Zwischen Polarisierung und Konsens:Die Demokratie unter Stress

Die gespaltene Gesellschaft, Realität oder Mythos

Misperceptions about immigration in Switzerland: Well informed but uncertain?

Polen nach der Wahl

Weitere Publikationen von MIDEM

Das Mercator Forum für Migration und Demokratie untersucht auch weitere Themenfelder abseits der Polarisierung. Hier finden Sie eine Auswahl unserer anderen Publikationen. 

Giorgia Meloni und die Migrationsfrage

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