Migration fordert demokratische Gesellschaften heraus, das eigene Selbstverständnis in Frage zu stellen und neu zu definieren. MIDEM fragt deshalb danach, welches Verständnis von Identität und Fremdheit den unterschiedlichen Identitäts- und Zugehörigkeitsdiskursen europäischer Gesellschaften zugrunde liegt und wie sich dies auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt. In verschiedenen nationalen Öffentlichkeiten, aber auch auf europäischer Ebene, wird seit einiger Zeit kontrovers über Identität diskutiert. Vielerorts war in den vergangenen Jahren eine Konjunktur von Krisendiskursen über Zugehörigkeit und Fremdheit zu verzeichnen. Der Schwerpunkt ‚Zugehörigkeit, Identität und Zusammenhalt‘ untersucht diese Krisendiskurse in vergleichender Perspektive. Krisendiskurse werden dabei als Ausdruck von sozialen und kulturellen Zuschreibungsprozessen verstanden, in denen zentrale Bilder, Wertvorstellungen und Selbstverständnisse europäischer Gesellschaften offen in Frage gestellt oder in neuer Form bestätigt werden. Dabei geht es nicht nur um Fragen der Migration, sondern generell um Vorstellungen von Fremdheit. Ziel ist es, soziokulturelle und politische Spaltungslinien in Europa zu identifizieren und daraus Möglichkeiten zur Förderung des Zusammenhalts in Einwanderungsgesellschaften abzuleiten. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in Einzelfallanalysen und Vergleichsstudien präsentiert, die sich jeweils ausgewählten Ländern und Regionen Europas widmen.