2 Jahre ukrainische Fluchtmigration – Herausforderungen, Erfolge und Perspektiven

Im Mittelpunkt des Digitaltalks stehen Probleme und Erfolge bei der Aufnahme und Integration ukrainischer Geflüchteter, insbesondere in den Bereichen Arbeit und Bildung. Mit Dr. Tetyana Panchenko, Nataliya Pryhornytska, Dr. Antje Thiersch und Sebastian Vogel blicken wir aus der Perspektive von Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auf zwei Jahre ukrainische Fluchtmigration in Deutschland zurück.

Polarisierung und demokratische Legitimität

Die öffentliche Debatte über Prozesse der politischen Polarisierung wird von der Wahrnehmung dominiert, dass die Diagnose einer gespaltenen Gesellschaft (a) zutrifft und (b) eine erhebliche Gefahr für die Demokratie darstellt, der es sich entgegenzustellen gilt. Während zum Ausmaß der Polarisierung mittlerweile differenzierte sozialwissenschaftliche Befunde vorliegen, hat die normative Dimension der Polarisierungsdiagnose bisher zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Der Vortrag nimmt dies zum Anlass, um aus einer politiktheoretischen Perspektive grundsätzlich nach dem Verhältnis von Polarisierung und demokratischer Legitimität zu fragen. Im Ergebnis wird ein ambivalenter Befund präsentiert: Während einige Formen der politischen Polarisierung die Legitimität der Demokratie sogar stärken können, geht von anderen eine erhebliche Gefahr für die Verbindlichkeit demokratischen Regierens aus.

Affektive Polarisierung, Kognitive Prozesse und die Integration von Zugewanderten.

Migration bzw. die Präsenz von Zugewanderten wird oft als Treiber der Polarisierung in westlichen Gesellschaften bezeichnet. In seinem Forschungsprojekt beschäftigt sich Michael Neureiter mit der Kehrseite dieser Beziehung, also mit der Frage wie Zugewanderte affektive Polarisierung wahrnehmen und von dieser beeinflusst werden: Wie wirkt sich affektive Polarisierung auf die Integration von Zugewanderten aus, speziell auf deren politische und soziale Einstellungen und Verhaltensweisen? Um diese Frage zu beantworten wurden verschiedene empirische Analysen durchgeführt, darunter ein Umfrageexperiment mit rund 700 Teilnehmern in vier europäischen Ländern. Die Ergebnisse dieser Analysen zeigen, dass sich affektive Polarisierung negativ auf die kognitiven Prozesse von Zugewanderten auswirkt, was wiederum Konsequenzen für deren politische Teilhabe und Motivation zur weiteren Integration hat.

Fear and loathing across party lines in the (democratic) world: Affective polarization in comparative perspective.

In his presentation, Andres Reiljan will explore some of the key aspects of affective polarization, with a particular focus on its manifestations in multiparty contexts. He will first address the very basic question „What is (and what is not) affective polarization?“, arguing for a multidimensional definition of the concept. He will then discuss how we can measure affective polarization and explore which are the most/least polarized countries in the world. Moreover, Reiljan will show that partisan feelings are structured very differently across party systems, leading to different outcomes. Finally, using recently collected original survey data, he will examine some of the most problematic manifestations of affective polarization, such as discriminating against fellow citizens based on their party preference and engaging in partisan motivated reasoning.

Die Übergangenen – Strukturschwach & Erfahrungsstark.

Die Sorge um den Klimawandel beschäftigt auch Menschen in strukturschwachen Gebieten. Allerdings haben dort andere Themen eine höhere Priorität: Soziale Herausforderungen und die Angst vor ungerechten Folgen der Transformation und der Klimapolitik überwiegen. Dies ist das Ergebnis der qualitativen Studie „Die Übergangenen: Strukturschwach & erfahrungsstark“ des Progressiven Zentrums in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Von Politisierung zu affektiver Polarisierung?

Mit Protestformen des zivilen Ungehorsams versucht die Letzte Generation seit rund zwei Jahren, die deutsche Politik dazu zu bewegen, wirksamere Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen und trägt damit zu einer neuen Welle der Politisierung des Klimawandels bei. Für ihre Aktionen erntet die Gruppierung scharfe Kritik. Ihr wird vorgeworfen, das Thema nicht nur zu politisieren, sondern die Gesellschaft auch zu polarisieren und zu spalten. Tatsächlich ist der Klimawandel laut der aktuellen Studie von MIDEM eines der am stärksten affektiv polarisierten Themen in Deutschland. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Wann schlägt Politisierung in affektive Polarisierung um? Und welche Rolle spielen Identitäten und Emotionen bei einer solchen themenbezogenen affektiven Polarisierung? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Vortrags und werden am Beispiel der Letzten Generation näher beleuchtet.

Die gespaltene Gesellschaft: Realität oder Mythos?​

Am 16. November 2023 zog die von MIDEM und dem Europäischen Zentrum der Künste HELLERAU organisierte Diskussionsrunde „Die gespaltene Gesellschaft: Realität oder Mythos?“ ein breites Publikum aus den Bereichen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft in den Konferenzraum des IHD. Die Eröffnung des Abends erfolgte durch die begrüßenden Worte von Hans Vorländer, dem Leiter von MIDEM, und Carena Schlewitt, der künstlerischen Leiterin des Europäischen Zentrums der Künste HELLERAU. Anschließend richtete Ursula M. Staudinger, Rektorin der Technischen Universität Dresden, ihre Worte an die Anwesenden.

HYBRID-TALK: Misconceptions about immigration in Switzerland: Well informed but uncertain?

Gastredner im Rahmen des hybriden Jour Fixe war Samuel D. Schmid von der Universität Luzern. Er stellte die Ergebnisse seiner Forschung zu Trends in der Einwanderungs- und Integrationspolitik in westlichen Demokratien über die letzten vier Jahrzehnte vor. Die zentrale Frage seiner Untersuchung war, ob diese Politiken im Laufe der Zeit liberaler geworden sind oder ob sie stattdessen einen grundlegenden restriktiven Wandel erfahren haben, insbesondere in den letzten zehn Jahren nach der sogenannten Flüchtlingskrise. Mit Hilfe eines neu entwickelten theoretischen Rahmens und unter Berücksichtigung bereits vorliegender Analysen hinterfragte Schmid kritisch die weit verbreitete „Transformationsthese“ und analysierte, ob sie speziell auf Europa zugeschnitten ist. Seine Ergebnisse zeigen, dass westliche Demokratien offener für legale Zuwanderung, aber auch restriktiver gegenüber irregulärer Migration und strenger bei der Durchsetzung von Grenzkontrollen geworden sind. Dies verdeutlicht, dass Einwanderungsregime sowohl expansive als auch restriktive Elemente aufweisen und die politischen Entwicklungen in Bezug auf Einwanderung in Europa komplexer sind, als es die Transformationsthese vermuten lässt.

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